Amerikanische Kreditkarten

Wer als deutscher Staatsbürger für eine längere Zeit in den USA leben und arbeiten will, braucht eine amerikanische Kreditkate. Ohne eine solche Karte ist das Leben in den Staaten praktisch nicht zu meistern. Schon Touristen, die mit einem Leihwagen im Land unterwegs sind, merken den Unterschied zwischen einer Kreditkarte aus Deutschland und einer amerikanischen Kreditkarte. An einer Tankstelle benötigt man die Karte allein schon dafür, um erst einmal die Zapfpistole ziehen zu können. Hier heißt es, erst zahlen und dann tanken. Das aber ist möglich, wenn man eine amerikanische Kreditkarte hat.

Das Problem beim Tanken

Kunden mit einer Kreditkarte aus ihrem Heimatland dagegen müssen vor dem Betanken des Leihwagens zum Tankwart gehen. Der fragt dann, für welche Summe der Tourist tanken möchte. Nennt dieser als Betrag zum Beispiel 40 Dollar, zieht der Tankwart auf Verdacht diese Summe von der deutschen Karte ein. Wer dann nur für etwa 15 oder 20 Dollar tankt, muss zurück zur Kasse. Dort bekommt er den Differenzbetrag nicht etwa ausgezahlt. Er wird der Karte wieder gutgeschrieben. Einfacher wäre das Ganze, wenn der ausländische Kunde eine amerikanische Kreditkarte hätte. Die wird von den Zapfsäulen nicht nur erkannt, sondern auch akzeptiert.

Leider ist es nicht einfach, eine amerikanische Kreditkarte zu bekommen. Für Touristen ist das, wie im Beispiel beschrieben, sicher nur ein kleines Problem. Wer jedoch für ein paar Monate aus Deutschland in die USA kommt, um in den USA zu leben und zu arbeiten, bemerkt das Manko sehr schnell. Denn ohne eine amerikanische Kreditkarte ist es praktisch nicht möglich, eine Wohnung zu mieten. Auch kleinste Transaktionen werden mit einer Kreditkarte beglichen. Ganz gleich, ob Miete, Stromrechnung, Vertrag für das Handy oder Gebühr fürs Fitnessstudio, die in Deutschland gängige Dauerüberweisung ist in den USA kaum möglich. Stattdessen zahlt man mit seiner Kreditkarte oder arbeitet mit Schecks.

Die Bank muss vertrauen

Das Problem besteht darin, dass man als Ausländer kaum an eine Kreditkarte kommt. Das entscheidende Kriterium in den Vereinigten Staaten für den Erhalt einer begehrten Karte ist die „credit history“. Zu vergleichen ist diese Kreditvergangenheit in etwa mit der Schufa. Diese sammelt in Deutschland die Daten zur Bonität und Zahlungsfähigkeit der Bürger. In den USA gibt es gleich drei von diesen Datensammlern, Experian Equifax und TransUnion. Die drei Kreditanstalten agieren unabhängig voneinander und prüfen die Bonität eines potenziellen Kunden über ihre hauseigenen Scoringverfahren.

Dazu werten sie die Daten zu laufenden Krediten, zu verschiedenen Kreditkarten und zum Zahlungsverhalten aus. Zu spät oder nicht gezahlte Rechnungen und Pfändungen finden auch in den Staaten Eingang in die credit history. Dabei kann es am Ende bei der Auswertung vorkommen, dass ein und derselbe Kunde von den drei Anbietern auf eine jeweils andere Art beurteilt wird. Bis letztendlich die zum Erhalt einer Kreditkarte hinreichende Kreditvergangenheit gebildet ist, vergehen in der Regel zahlreiche Monate. Oft kann es auch bis zu einem ganzen Jahr dauern, bis die Kreditinstitute einem neuen Kunden vertrauen.

Kreditvergangenheit ist extrem wichtig

Bei ihrem Zahlungsverhalten gibt es grundlegende Unterschiede zwischen Deutschen und Amerikanern. Für amerikanische Staatsbürger ist der kreditfinanzierte Einkauf selbstverständlich. Deutsche dagegen sind für ihre Moral beim Sparen bekannt. Sie geben lieber Geld aus, das ihnen auch wirklich real zum Ausgeben zur Verfügung steht. Der Amerikaner zückt dagegen bei jeder Gelegenheit die Kreditkarte, selbst wenn er nur kleine Dinge des täglichen Bedarfs zahlt. Außerdem besitzt jeder Amerikaner weitaus mehr als nur eine Kreditkarte. Nur mit Kreditkarte ist er überhaupt in der Lage, eine Kreditvergangenheit nachweisen zu können und wird von den betreffenden Anstalten mit der credit history geführt. Das heißt also, wer in den Staaten keine Karte hat, hat auch keine credit history. Und ohne credit history erhält er keine amerikanische Kreditkarte.

Selbst wer in Deutschland bereits Kreditkarten genutzt hat, hat dadurch keine Vorteile. Denn weder Karten von Visa noch von Mastercard spielen bei der Beurteilung durch amerikanische Banken einer Rolle, wenn diese Karten außerhalb der USA ausgegeben wurden. Die beste Zahlungsmoral nutzt also nichts. Selbst die American Express, die ja direkt von einer amerikanischen Kreditkartenfirma stammt und nicht von einem Emittenten mit Lizenz, spielt kaum eine Rolle. Es ist allerdings einfacher, sich in den USA mit American Express in Verbindung zu setzen, wenn man ein Girokonto eröffnen will. Denn ein solches Girokonto spielt eine wichtige Rolle, um am Ende doch noch an eine amerikanische Kreditkarte zu kommen.

Problem ist lösbar

Das Problem mit der credit history und der amerikanischen Kreditkarte ist nämlich mit etwas Geduld lösbar. Wer eine echte amerikanische Kreditkarte möchte, um sich eine Kreditgeschichte aufzubauen, sollte zunächst zu einer amerikanischen Bank seiner Wahl gehen. Dort besorgt er sich einen Checking Account, das ist ein amerikanisches Girokonto. Über dieses Konto lässt er sich möglichst schnell eine Secured Credit Card ausstellen. Diese Secured Credit Card hat zum Anfang einen sehr niedrigen Verfügungsrahmen. Zusätzlich muss der Kunde diesen Rahmen absichern. Dafür hinterlegt er bei seiner Bank einen Betrages in der Höhe des angestrebten Kreditrahmens. Somit geht das Kreditinstitut kein Risiko ein, während der Kunde eine Kreditkarte hat, die er im täglichen Leben einsetzen kann und mit der ein Aufbau der wichtigen credit history in den Gang kommt.


Marcel Ziegler

Als ehemaliger Finanz- und Honorarberater habe ich jahrelang direkt mit Privatkunden gearbeitet und weiß daher aus eigener Erfahrung, welche Fehler Menschen beim Umgang mit Geld machen. Ich kenne die Fallstricke von Bank- und Versicherungsprodukten und habe es mir zur Aufgabe gemacht, das Thema Finanzen so zu erklären, dass es wirklich jeder versteht.


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